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Armbrust nach seinem letzten Schuß wieder senkte. »Drei von
fünf, das ist nicht schlecht. «
Kevin drehte sich herum und erkannte ohne sonderliche
Überraschung seinen Bruder, der neben Arnulf aufgetaucht war
und einen Langbogen in der rechten und ein halbes Dutzend
Pfeile in der linken Hand trug. Nicht schlecht? dachte er.
Freihändig und auf zweihundert Fuß drei Schüsse ins Zentrum
der Scheibe das nannte Robin nicht schlecht?»Kannst du es
besser?« fragte er herausfordernd.
»Mit dem Ding da?« Robin deutete auf die Armbrust in seiner
Hand. »Ich glaube nicht. Ich halte es eher damit. « Er hielt
seinen Bogen in die Höhe. »Hast du Lust auf ein kleines
Wettschießen?«
Kevin stampfte wütend zur Zielscheibe hinüber, riß seine
Bolzen aus dem Stroh und kam zurück. Robin forderte ihn mit
einer entsprechenden Geste auf, den Anfang zu machen, und er
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schoß seinen ersten Bolzen nur einen Fingerbreit neben das
Zentrum der Scheibe. Robin schoß seinen Pfeil unmittelbar
daneben. Kevin verschoß einen zweiten, dritten und vierten
Bolzen, die so präzise im Herzen der Zielscheibe landeten, wie
es nur ging, und Robins Pfeile bohrten sich präzise jeweils
einen Fingerbreit daneben in das bemalte Stroh.
»Gar nicht übel«, sagte Robin. »Dein letzter Bolzen. Bis jetzt
steht es unentschieden. Es gilt!« Er spannte seinen Bogen und
nickte Kevin auffordernd zu.
Kevin hob seine Armbrust, kniff das linke Auge zu und zielte,
so präzise er konnte. Er würde es diesem Großmaul und
Angeber schon zeigen! Ohne die geringste Unsicherheit zog er
den Abzug seiner Armbrust durch und ließ den Bolzen fliegen,
und im gleichen Augenblick erscholl hinter ihm der peitschende
Knall von Robins Bogensehne.
Sein Bolzen flog davon, und Robins Pfeil folgte ihm,
durchbohrte ihn im Flug und schleuderte ihn zur Seite, kurz
bevor er die Zielscheibe erreichte.
»Nun ja!« rief Robin. »Was für ein dummer Zufall. Das tut
mir aber leid. « Mit dem breitesten Grinsen, das man sich nur
vorstellen konnte, senkte er seinen Bogen und wandte sich
wieder an Kevin, dem vor Staunen noch immer der Mund
offenstand. »Ich schlage vor, wir werten den Wettkampf
unentschieden einverstanden?«
Kevin sagte nichts. Er war noch immer vollkommen
fassungslos. Er schwieg auch weiter, als Robin zur Zielscheibe
hinüberging, um seine Pfeile einzusammeln und ihm dann einen
davon in die Hand drückte. Sein Armbrustbolzen hing
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aufgespießt und gesplittert dicht hinter der Spitze des Pfeiles.
»Unmöglich!« keuchte er schließlich. »Das ist... das ist doch
vollkommen unmöglich. «
»Ein Glückstreffer. « Robin machte eine wegwerfende
Handbewegung. »Ich muß gehen. Aber es hat Spaß gemacht,
mit dir zu üben. Wir sollten es bei Gelegenheit wiederholen. «
Und damit wandte er sich um und ließ Kevin, der noch immer
den Pfeil in den Händen hielt, einfach stehen und ging.
Arnulf lachte schallend, was ihm einen bösen Blick Kevins
eintrug. »Was ist so komisch?«
»Wenn du dein eigenes Gesicht sehen könntest, würdest du
auch lachen«, behauptete Arnulf. »Mach dir nichts draus,
Kevin. Von Robin von Locksley geschlagen zu werden ist
wirklich keine Schande. Er ist wahrscheinlich der beste
Bogenschütze Englands. Niemand nimmt es mit ihm auf. «
»Er ist ein Angeber«, murrte Kevin. Er ließ den Pfeil fallen,
der seinen Bolzen durchbohrt hatte, und widerstand nur mit
Mühe dem Wunsch, darauf herumzutrampeln, bis er zerbrach.
»Du neigst dazu, Menschen vorschnell zu beurteilen«, sagte
Arnulf. »Stolz auf eine besondere Fähigkeit zu sein hat nichts
mit Angabe zu tun. Ganz im Gegenteil sein Können über die
Maßen herunterzuspielen ist die schlimmste Form von
Aufschneiderei. «
»Aha«, sagte Kevin. Er war nicht ganz sicher, ob er wirklich
verstand, was Arnulf meinte. Eigentlich wollte er es auch gar
nicht. Er wollte auch nicht mehr schießen. Zornig ging er zur
Zielscheibe, zog seine Bolzen aus dem Stroh und ging an
Arnulfs Seite zum Burgtor zurück.
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Als sie das steinerne Gewölbe betraten, kam ihnen Robin
entgegen. Im ersten Moment war Kevin davon überzeugt, daß er
nur zurückgekommen war, um ihn noch ein bißchen zu
demütigen. Dann aber sah er, daß Robins Aufmerksamkeit
einem Punkt hinter ihm und Arnulf galt. Neugierig drehte auch
er sich herum und blieb stehen.
Eine Gruppe von acht oder zehn Reitern näherte sich der
Burg. Sie sprengten in scharfem Tempo heran und wurden von
einem schlanken, ganz in Schwarz gekleideten Ritter angeführt.
Für den Anführer einer solchen kleinen Armee erschien er
Kevin fast ein wenig zu jung, aber er sah ihn auch nur einen
Herzschlag lang an, ehe seine Aufmerksamkeit von der Gestalt
zur Linken des Schwarzgekleideten eingefangen wurde.
Auch dieser Mann war ganz in Schwarz gekleidet, aber statt
Wams und Hose trug er ein lang wallendes Gewand, das seine
Gestalt von Kopf bis Fuß verhüllte, und anstelle eines Helmes
einen ebenfalls schwarzen Turban. Sein Gesicht war hinter
einem schwarzen Tuch verborgen, das nur die Augen freiließ.
Er trug eng anliegende, schwarze Handschuhe und Stiefel und
ein gewaltiges Sarazenenschwert. Er wirkte mehr als
unheimlich.
»Wer ist das?« fragte Arnulf. »Lieber Besuch?«
»Guy von Gisbourne und sein maurischer Hexenmeister. «
Robins Gesicht verdüsterte sich.
»Gisbourne?« Arnulf überlegte einen Moment. »Der Sheriff
von Nottingham?«
»Sein Neffe«, antwortete Robin. Er gab Kevin und Arnulf mit
einer entsprechenden Geste zu verstehen, daß sie zurückbleiben
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sollten, und ging den Reitern allein entgegen. Natürlich
gehorchten weder der Wikinger noch Kevin. Sie folgten Robin,
allerdings in gehörigem Abstand.
»Der Sheriff von Nottingham?« wiederholte Kevin. »Wer ist
das? Robins Feind?«
»Als ich ihn das letzte Mal sah, war er so ziemlich jedermanns
Feind«, antwortete Arnulf. »Aber das ist lange her. Die Zeiten
haben sich geändert. Die Menschen vielleicht auch. «
Mittlerweile waren die Reiter nahe genug herangekommen,
um ihre Pferde zu zügeln. Guy von Gisbourne brachte sein Tier
so dicht vor Robin zum Stehen, daß es scheute und die
wirbelnden Hufe Robin nur um Haaresbreite verfehlten. Robin
zuckte nicht einmal mit der Wimper.
»Guy von Gisbourne«, sagte er in ruhigem, schon kaltem Ton.
»Was führt Euch nach Locksley? Noch dazu unangemeldet und
in Begleitung Bewaffneter?«
Guy erwiderte Robins Lächeln ebenso kalt. Er hatte schwarzes
Haar und trug einen kurzgeschnittenen, sauber ausrasierten
Vollbart, der vergeblich versuchte, seinem noch kindlichen
Gesicht einen Anschein von Härte zu verleihen. Er konnte nicht
sehr viel älter als Kevin sein.
»Aber die Waffen gelten doch nicht Euch, mein lieber
Robin«, antwortete er. »Die Zeiten sind gefährlich, wie Ihr wißt.
Die Wälder sind voller Räuber und Wegelagerer. Man muß sich
schützen. Wie ich höre, habt Ihr selbst vor kurzem erst
einschlägige Erfahrungen gemacht?«
»Schlechte Nachrichten sprechen sich tatsächlich schnell
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