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Denn nur der Glaube aller stärkt den Glauben,
Wo Tausende anbeten und verehren,
Da wird die Glut zur Flamme, und beflügelt
Schwingt sich der Geist in alle Himmel auf.
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- Ach die Beglückten, die das froh geteilte
Gebet versammelt in dem Haus des Herrn!
Geschmückt ist der Altar, die Kerzen leuchten,
Die Glocke tönt, der Weihrauch ist gestreut,
Der Bischof steht im reinen Meßgewand,
Er faßt den Kelch, er segnet ihn, er kündet
Das hohe Wunder der Verwandlung an,
Und niederstürzt dem gegenwärtgen Gotte
Das gläubigüberzeugte Volk - Ach! Ich
Allein bin ausgeschlossen, nicht zu mir
In meinen Kerker dringt der Himmelsegen.
MELVIL.
Er dringt zu dir! Er ist dir nah! Vertraue
Dem Allvermögenden - der dürre Stab
Kann Zweige treiben in des Glaubens Hand!
Und der die Quelle aus dem Felsen schlug,
Kann dir im Kerker den Altar bereiten,
Kann diesen Kelch, die irdische Erquickung,
Dir schnell in eine himmlische verwandeln.
Er ergreift den Kelch, der auf dem Tische steht.
MARIA.
Melvil! Versteh ich Euch? Ja! Ich versteh Euch!
Hier ist kein Priester, keine Kirche, kein
Hochwürdiges - Doch der Erlöser spricht:
Wo zwei versammelt sind in meinem Namen,
Da bin ich gegenwärtig unter ihnen.
Was weiht den Priester ein zum Mund des Herrn?
Das reine Herz, der unbefleckte Wandel.
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- So seid Ihr mir, auch ungeweiht, ein Priester,
Ein Bote Gottes, der mir Frieden bringt.
- Euch will ich meine letzte Beichte tun,
Und Euer Mund soll mir das Heil verkünden.
MELVIL.
Wenn dich das Herz so mächtig dazu treibt,
So wisse, Königin, daß dir zum Troste
Gott auch ein Wunder wohl verrichten kann.
Hier sei kein Priester, sagst du, keine Kirche,
Kein Leib des Herrn? - Du irrest dich. Hier ist
Ein Priester, und ein Gott ist hier zugegen.
Er entblößt bei diesen Worten das Haupt, zugleich zeigt er ihr
eine Hostie in einer goldenen Schale.
- Ich bin ein Priester, deine letzte Beichte
Zu hören, dir auf deinem Todesweg
Den Frieden zu verkündigen, hab ich
Die sieben Weihn auf meinem Haupt empfangen,
Und diese Hostie überbring ich dir
Vom heilgen Vater, die er selbst geweihet.
MARIA.
O so muß an der Schwelle selbst des Todes
Mir noch ein himmlisch Glück bereitet sein!
Wie ein Unsterblicher auf goldnen Wolken
Herniederfährt, wie den Apostel einst
Der Engel führte aus des Kerkers Banden,
Ihn hält kein Riegel, keines Hüters Schwert,
Er schreitet mächtig durch verschloßne Pforten,
Und im Gefängnis steht er glänzend da,
So überrascht mich hier der Himmelsbote,
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Da jeder irdsche Retter mich getäuscht!
- Und Ihr, mein Diener einst, seid jetzt der Diener
Des höchsten Gottes, und sein heilger Mund!
Wie Eure Kniee sonst vor mir sich beugten,
So lieg ich jetzt im Staub vor Euch.
Sie sinkt vor ihm nieder.
MELVIL indem er das Zeichen des Kreuzes über sie macht.
Im Namen
Des Vaters und des Sohnes und des Geistes!
Maria, Königin! Hast du dein Herz
Erforschet, schwörst du, und gelobest du
Wahrheit zu beichten vor dem Gott der Wahrheit?
MARIA.
Mein Herz liegt offen da vor dir und ihm.
MELVIL.
Sprich, welcher Sünde zeiht dich dein Gewissen,
Seitdem du Gott zum letztenmal versöhnt?
MARIA.
Von neidschem Hasse war mein Herz erfüllt,
Und Rachgedanken tobten in dem Busen.
Vergebung hofft ich Sünderin von Gott,
Und konnte nicht der Gegnerin vergeben.
MELVIL.
Bereuest du die Schuld, und ists dein ernster
Entschluß, versöhnt aus dieser Welt zu scheiden?
MARIA.
So wahr ich hoffe, daß mir Gott vergebe.
MELVIL.
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Welch andrer Sünde klagt das Herz dich an?
MARIA.
Ach, nicht durch Haß allein, durch sündge Liebe
Noch mehr hab ich das höchste Gut beleidigt.
Das eitle Herz ward zu dem Mann gezogen,
Der treulos mich verlassen und betrogen!
MELVIL.
Bereuest du die Schuld, und hat dein Herz
Vom eiteln Abgott sich zu Gott gewendet?
MARIA.
Es war der schwerste Kampf, den ich bestand,
Zerrissen ist das letzte irdsche Band.
MELVIL.
Welch andrer Schuld verklagt dich dein Gewissen?
MARIA.
Ach, eine frühe Blutschuld, längst gebeichtet,
Sie kehrt zurück mit neuer Schreckenskraft,
Im Augenblick der letzten Rechenschaft,
Und wälzt sich schwarz mir vor des Himmels Pforten.
Den König, meinen Gatten, ließ ich morden,
Und dem Verführer schenkt ich Herz und Hand!
Streng büßt ichs ab mit allen Kirchenstrafen,
Doch in der Seele will der Wurm nicht schlafen.
MELVIL.
Verklagt das Herz dich keiner andern Sünde,
Die du noch nicht gebeichtet und gebüßt?
MARIA.
Jetzt weißt du alles, was mein Herz belastet.
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MELVIL.
Denk an die Nähe des Allwissenden!
Der Strafen denke, die die heilge Kirche
Der mangelhaften Beichte droht! Das ist
Die Sünde, zu dem ewgen Tod, denn das
Ist wider seinen heilgen Geist gefrevelt!
MARIA.
So schenke mir die ewge Gnade Sieg
Im letzten Kampf, als ich dir wissend nichts verschwieg.
MELVIL.
Wie? deinem Gott verhehlst du das Verbrechen,
Um dessentwillen dich die Menschen strafen?
Du sagst mir nichts von deinem blutgen Anteil
An Babingtons und Parrys Hochverrat?
Den zeitlichen Tod stirbst du für diese Tat,
Willst du auch noch den ewgen dafür sterben?
MARIA.
Ich bin bereit zur Ewigkeit zu gehn,
Noch eh sich der Minutenzeiger wendet,
Werd ich vor meines Richters Throne stehn,
Doch wiederhol ichs, meine Beichte ist vollendet.
MELVIL.
Erwäg es wohl. Das Herz ist ein Betrüger.
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